Introvision
ist eine Methode der mentalen Selbstregulation und dient der Auflösung von inneren Konflikten oder Blockaden. Bei der Introvision geht es darum, sich selbst besser zu verstehen (Introvision: Innenschau) und mit Hilfe des Konstatierenden Aufmerksamen Wahrnehmens (KAW) zu lernen, die Dinge so zu sehen wie sie sind und nicht so wie sie sein sollten. Zur Verbesserung und Erweiterung der Selbstreflexion, gehören Übungen zur Selbstwahrnehmung, Hilfestellungen zum Erkennen von eigenen Konfliktstrukturen und Denkmustern sowie Werkzeuge zum Beenden von Gedankenkreisen.
Ziel der Introvision ist es - Schritt für Schritt - das Hinsehen zu lernen um dann auch 'dem Schlimmen' ins Gesicht sehen zu können. Zunächst ist dies für die Betroffenen unangenehm, da Dinge, die nicht sein dürfen oder sollen, mit starken negativen Emotionen verbunden sind. Unangenehme Dinge konstatierend wahrnehmen zu können, entkoppelt die belastenden Gedanken von den damit automatisch einhergehenden Gefühlen. So kann die Anspannung reduziert werden und die Kompetenz, auch in schwierigen Situationen gelassen zu bleiben, kann sich entfalten. Langfristig spart dies eine Menge Energie, da Unangenehmes nicht mehr verdrängt oder ausgeblendet werden muss und sich die Gedanken nicht mehr endlos im Kreis drehen. Gelingt dies, kann Energie wieder freigesetzt werden, die vorher von den kreisenden Gedanken gebunden war. Lösungen und Ressourcen werden wieder sichtbar und die eigene Handlungsfähigkeit nimmt zu. Die meisten Klient*innen berichten, dass sie häufiger das Gefühl haben "wieder mehr bei sich zu sein" oder "mehr im Hier und Jetzt zu sein".
Vom Umgang mit Zerbrochenem
Den ganz eigenen Weg für Zeiten von Trauer und Verlust finden
…nichts einfacher als das…
Ein regelmäßig auftauchendes Thema in Beratungen und im eigenen Alltag ist Trauer. Schon lange schwebte uns vor, einen Newsletter-Beitrag zum Thema Trauer in Bezug auf Verlust durch Tod zu verfassen – und noch nie fiel uns ein Thema so schwer. Noch nie brauchten wir so viele Taschentücher. Wir fragten uns zwar gelegentlich, was wir uns damit eigentlich antun, aber es blieb ein wichtiges Anliegen, dieses Thema mit der Introvisions-Lampe zu beleuchten. Der Schreibprozess an diesem Newsletter war sehr heilsam, viele persönliche Erfahrungen und Prozesse – manche sind sehr aktuell, andere liegen schon lange zurück – wurden uns wieder bewusster. Wir merken in der Praxis immer wieder: Klient*innen haben gelegentlich den Eindruck, wir können aufgrund unserer Erfahrung mit Introvision alles wegstecken, und es tut ihnen manchmal gut mitzubekommen, dass auch wir unsere Grenzen haben. Es gibt Situationen in Beratungen oder Kursen, in denen es uns wichtig erscheint, unsere Grenzen bewusst zu zeigen und spürbar zu machen, wie wir damit umgehen. Wie wir Introvision in unserem Leben brauchen und anwenden.
Von Introvision profitieren, wenn sich das Leben unwiederbringlich verändert
Wir fanden während des Schreibprozesses hier und da passende Bilder, erinnerten uns spontan an Textzeilen aus Liedern, sagten uns gegenseitig Gedichte auf, die uns aus der Seele sprachen. Uns fielen Phrasen ein, die uns nicht gut taten (Zeit heilt alle Wunden / Halt die Ohren steif / Die Hoffnung stirbt zuletzt / in stiller Trauer), obwohl sie gut gemeint waren. Immer wieder wurde uns deutlich, wie sehr wir in unseren schweren Zeiten von Introvision profitiert haben (oder hätten, wenn wir es schon zu dem Zeitpunkt gekannt hätten).
Kein Mensch gleicht einem anderen, keine Lebensumstände gleichen anderen und auch kein Trauerweg gleicht einem anderen. Dennoch gibt es einen gemeinsamen Nenner: Jeder Tod verändert das Leben unwiederbringlich, nichts ist und wird je wieder so wie vorher. Dieser Mensch fehlt fortan bei Geburtstagen, der Hochzeit, als Gesprächspartner für Sorgen, als Menschen, dem man Weihnachtsgeschenke überbringen möchte. Ihre Geburts-, Todes-, Beerdigungstage brennen sich ein, das Ablaufdatum auf einem Joghurtbecher kann einen Jahrzehnte nach dem Tod in eine ganz andere Zeit und Gefühlslage katapultieren.
Blog vom Netzwerk Introvision
Im Rahmen des Netzwerk Introvision veröffentlichen meine Kollegin Petra Spille und ich regelmäßig Texte und Neuigkeiten zum Thema Introvision sowie zu anderen Bereichen, die wir spannend und passend finden.
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Artikel zu Introvision
"Innenschau mit Weitblick - Introvision im Coaching" (Norbert Distler, Training aktuell 04/20, April 2020, Seite 20 - 24
Literatur zu Introvision
Empl, M.; Spille, P.; Löser, S. (2017). Introvision bei Kopfschmerzen und Migräne. München: mvg Verlag.
Wagner, A. C.; Kosuch, R.; Iwers-Stelljes, T. A. (2020). Introvision - Problemen gelassen ins Auge schauen. Eine Einführung. 2., überarbeitete Fassung. Stuttgart: Kohlhammer.
Iwers-Stelljes, T.; Koch, K.-C.; Krauthausen, G.; Löser, S.; Nolte, M.; Wagner, A. C. (2014). Introvision zur Reduktion von Mathematikangst bei Lehramtsstudierenden - Qualitative Ergebnisse einer Pilotstudie. Lernen und Lernstörungen, Heft 1/2014
Buth, B. (2012). Introvision als Coachingmethode für Tinnitusbetroffene- Eine empirische Studie-. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.
Pereira Guedes, N. (geb. Pape) (2011). Dauerhafte Auflösung chronischer Nacken-/Muskelverspannungen durch Introvision:Eine empirische Untersuchung einer pädagogisch-psychologischen Intervention zur mentalen Selbstregulation. Dissertation.
Wagner, Angelika C. (2021). Gelassenheit durch Auflösung innerer Konflikte. Mentale Selbstregulation und Introvision. 3., überarbeitete Fassung. Kohlhammer.
Pereira Guedes, N.; Löser, S.; Wagner, A.C. (2010). Training und Coaching in mentaler Selbstregulation für Langzeitarbeitslose: Konstatierendes Aufmerksames Wahrnehmen (KAW) und Introvision als Methode zur Auflösung mentaler Blockaden. Durchführung und Ergebnisse einer Pilotstudie.
Iwers-Stelljes, T. A. (2008). Gelassen und handlungsfähig. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Buth, B. (2007). Verringerung von Tinnitus mittels Introvision: Eine Studie. Vdm Verlag Dr. Müller.
Iwers-Stelljes, T. A. (2006). Das Qualifizierungsmodul Integrative Introvisionsberatung (QUIB). Entwicklung, Erprobung und Evaluation eines hochschuldidaktischen Moduls der Förderung reflexiv-regulativer Selbstkompetenz und beraterischer Sozialkompetenz. Habilitationsschrift.