Introvision

ist eine Methode der mentalen Selbstregulation und dient der Auflösung von inneren Konflikten oder Blockaden. Bei der Introvision geht es darum, sich selbst besser zu verstehen (Introvision: Innenschau) und mit Hilfe des Konstatierenden Aufmerksamen Wahrnehmens (KAW) zu lernen, die Dinge so zu sehen wie sie sind und nicht so wie sie sein sollten. Zur Verbesserung und Erweiterung der Selbstreflexion, gehören Übungen zur Selbstwahrnehmung, Hilfestellungen zum Erkennen von eigenen Konfliktstrukturen und Denkmustern sowie Werkzeuge zum Beenden von Gedankenkreisen.

   

Ziel der Introvision ist es - Schritt für Schritt - das Hinsehen zu lernen um dann auch 'dem Schlimmen' ins Gesicht sehen zu können. Zunächst ist dies für die Betroffenen unangenehm, da Dinge, die nicht sein dürfen oder sollen, mit starken negativen Emotionen verbunden sind. Unangenehme Dinge konstatierend wahrnehmen zu können, entkoppelt die belastenden Gedanken von den damit automatisch einhergehenden Gefühlen. So kann die Anspannung reduziert werden und die Kompetenz, auch in schwierigen Situationen gelassen zu bleiben, kann sich entfalten. Langfristig spart dies eine Menge Energie, da Unangenehmes nicht mehr verdrängt oder ausgeblendet werden muss und sich die Gedanken nicht mehr endlos im Kreis drehen. Gelingt dies, kann Energie wieder freigesetzt werden, die vorher von den kreisenden Gedanken gebunden war. Lösungen und Ressourcen werden wieder sichtbar und die eigene Handlungsfähigkeit nimmt zu. Die meisten Klient*innen berichten, dass sie häufiger das Gefühl haben "wieder mehr bei sich zu sein" oder "mehr im Hier und Jetzt zu sein".

Anschnitt eines Riesenrads, Foto: Pixabay

Vergiss Dein nicht – Selbstfürsorge: ein erster Schritt zur Besserung

„Es sitzt mir im Nacken. Ich habe die Nase voll. Es ist nicht mehr zu ertragen. Das schnürt mir die Luft ab. Ich kann das nicht mehr hören! Die Arbeit erdrückt mich…“

Diese oder ähnliche Sätze kennen Sie vielleicht von sich oder anderen. Es ist natürlich nicht die Steuererklärung selbst, die uns im Nacken sitzt oder der Streitpartner, der mir die Luft abschnürt. Trotzdem stellen wir in unseren Beratungen und Coachings – und auch bei uns selbst – fest, diese Sätze verdienen durchaus Beachtung, denn sie stellen häufig (nicht immer) einen Zusammenhang zwischen einem inneren Thema und körperlichen Beschwerden dar. Ein Klient begleitet neben eigener Berufstätigkeit die schwere Krankheit der Ehepartnerin und fängt deren Kinder auf. Die Belastung ist auf Dauer sehr groß und er bekommt Rückenschmerzen – ein Zusammenhang zwischen psychischer Belastung und körperlicher Beschwerden liegt nahe. Das klingt vielleicht im ersten Moment nach „Hokuspokus“, hat aber ganz rationale Gründe. Dauerstress und Angst belasten den Klienten über mehrere Jahre und wirken sich irgendwann körperlich aus. Stress verursacht Verspannungen und Anspannungen, die zu Fehlhaltungen führen können. Zudem fehlt in solch schwierigen Lebenssituationen die Zeit für Erholung, Ausgleich und Selbstfürsorge. Der Klient kümmert sich um die anderen und nicht genug um sich selbst. Der Körper sendet am Anfang kleine Signale wie leichte Verspannungen oder Anzeichen von Erschöpfung. Wird darauf nicht reagiert, schaltet der Körper einen Gang höher und reagiert beispielsweise mit stärkeren Schmerzen, Tinnitus, Hörsturz, Verdauungsproblemen, Kreislauferkrankungen oder Schlafstörungen, um auf die Überlastung aufmerksam zu machen.

Könnte unser Körper es in Worte fassen, würde er vermutlich sagen: „Das ist mir zu viel! Ich brauche Hilfe!“

Blog vom Netzwerk Introvision

Im Rahmen des Netzwerk Introvision veröffentlichen meine Kollegin Petra Spille und ich regelmäßig Texte und Neuigkeiten zum Thema Introvision sowie zu anderen Bereichen, die wir spannend und passend finden.

Newsletter

Sie möchten regelmäßig Neuigkeiten und Impulse rund um das Thema Introvision erhalten? Melden Sie sich beim Newsletter des Netzwerk Introvision an.

Artikel zu Introvision

"Innenschau mit ­Weitblick - Introvision im Coaching" (Norbert Distler, Training aktuell 04/20, April 2020, Seite 20 - 24

Literatur zu Introvision

Empl, M.; Spille, P.; Löser, S. (2017). Introvision bei Kopfschmerzen und Migräne. München: mvg Verlag.

   

 Wagner, A. C.; Kosuch, R.; Iwers-Stelljes, T. A. (2016). Introvision - Problemen gelassen ins Auge schauen. Eine Einführung. Stuttgart: Kohlhammer. 

   

 Iwers-Stelljes, T.; Koch, K.-C.; Krauthausen, G.; Löser, S.; Nolte, M.; Wagner, A. C. (2014). Introvision zur Reduktion von Mathematikangst bei Lehramtsstudierenden - Qualitative Ergebnisse einer Pilotstudie. Lernen und Lernstörungen, Heft 1/2014 

   

 Buth, B. (2012). Introvision als Coachingmethode für Tinnitusbetroffene- Eine empirische Studie-. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften. 

   

Pereira Guedes, N. (geb. Pape) (2011). Dauerhafte Auflösung chronischer Nacken-/Muskelverspannungen durch Introvision:Eine empirische Untersuchung einer pädagogisch-psychologischen Intervention zur mentalen Selbstregulation. Dissertation.

   

Wagner, Angelika C. (2011). Gelassenheit durch Auflösung innerer Konflikte. Mentale Selbstregulation und Introvision. 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Fassung. Kohlhammer.

 
Pereira Guedes, N.; Löser, S.; Wagner, A.C. (2010). Training und Coaching in mentaler Selbstregulation für Langzeitarbeitslose: Konstatierendes Aufmerksames Wahrnehmen (KAW) und Introvision als Methode zur Auflösung mentaler Blockaden. Durchführung und Ergebnisse einer Pilotstudie.

 

Iwers-Stelljes, T. A. (2008). Gelassen und handlungsfähig. Bad Heilbrunn: Klinkhardt. 

   

Buth, B. (2007). Verringerung von Tinnitus mittels Introvision: Eine Studie. Vdm Verlag Dr.    Müller. 

 

 Iwers-Stelljes, T. A. (2006). Das Qualifizierungsmodul Integrative Introvisionsberatung (QUIB). Entwicklung, Erprobung und Evaluation eines hochschuldidaktischen Moduls der Förderung reflexiv-regulativer Selbstkompetenz und beraterischer Sozialkompetenz. Habilitationsschrift.